
2. Projektjahr
Bericht zum Projekt „Vitamin B-teiligung schulaktiv“
zum 2. Projektjahr (Schuljahr 2008/2009)
Praxisphase 2
Bereits zum Schuljahresbeginn zeigte sich eine verbesserte Ausgangslage seitens der 4 Sekundarstufe I-Partnerschulen. Die Erfahrungen des 1. Projektjahres wurden von den Schüler/innen-Vertretungen (SVen), den SV-Lehrern und den Schulleitungen positiv eingeschätzt und in Form von SV-Trainings (siehe Praxisphase 1) bereits in den ersten Monaten des neuen Schuljahres umgesetzt. Die August-Bebel-Schule wählte wieder ein 3-tägiges Format, diesmal mit einem Fortbildungstag „Gefahren im Internet“. Die Kestner-, Stein- und erstmals auch die Eichendorff-Schule realisierten jeweils 2-tägige Trainings mit allen Klassensprechern. Damit waren alle 4 Wetzlarer Partnerschulen im „Vitamin B-teiligung schulaktiv“-Projekt präsent. Als Veranstaltungsorte der Trainings wurden das Jugendgästehaus Wetzlar und die Jugendburg Hohensolms gewählt. Im Vergleich zum 1. Praxisjahr offenbarte sich im Hinblick auf den Ablauf der Trainings eine positive Routine. Ein Teil der letztjährigen Klassensprecher/innen, die erneut gewählt wurden, kannten bereits die Rahmenbedingungen und die Arbeitsweisen. Die Inhalte galt es wiederum zu aktualisieren, zu ergänzen und handlungsorientiert weiter zu entwickeln.
SV-Lehrer sichern Kontinuität
Als stabiler Faktor erwiesen sich die sehr engagierten SV-Lehrer bei der Vorplanung, Durchführung und Nachbereitung der Trainings. Ihre Bedeutung und Motivationskraft im Hinblick auf den Neuaufbau und die Weiterentwicklung der schulischen SV-Arbeit ist hoch einzuschätzen. Ihr Bemühen ist es, trotz jährlich wechselnder Zusammensetzung der Klassensprecher- und Schulsprecher(-teams) in der SV deren Handlungsfähigkeit zu stabilisieren und zu fördern.
Selbständigkeit und Ergebnisorientierung
Die festen Bestandteile der Trainings aus der Praxisphase 1 wurden als Leitfaden auch im 2. Praxisjahr als geeignet übernommen.
- positive Bestandsaufnahme der SV-Arbeit im Rückblick
- kritische Einschätzung (in AG´s vorbereitet, im Plenum präsentiert und visualisiert, Strukturierung und Punktbewertung der Problembereiche als Prioritätenliste)
- themenbezogene Problemlösungs-AGs und Präsentation/Diskussion von Lösungsvorschlägen
- „heißer Stuhl“ mit der Schulleitung
In unterschiedlichen Gruppenzusammensetzungen und unter Einbeziehung der SV-Neulinge zeigten die Schüler durchweg eine hohe Motivation und Intensität bei der Problemanalyse und Entwicklung von Lösungen. Hierbei erwies sich die dafür konzipierte Checkliste „Probleme sind Herausforderungen“ als hilfreich.
Die Ergebnisse wurden während des Trainings schriftlich gesichert oder direkt im Notebook gespeichert. Der Mix aus interessen- und themenbezogener Kleingruppenarbeit sowie Präsentation und Diskussion im Plenum entfaltete größten Teils eine positive „Gruppendynamik“ und auch kreative Lösungen. Trotz Ergebnisorientierung und hoher Intensität (natürlich sind die Pausen immer zu kurz) sind die Trainings keine Fortsetzung von Schule und Unterricht an einem anderen Ort. Locker-produktiv arbeiten, Spaß beim gemeinsamen Entwickeln von Ideen, querdenken, diskutieren, fair streiten und lachen gehören dazu. Aktives und kooperatives Lernen eben. Und abends ist ja auch noch freie Zeit für Allerlei. Diese Balance ist wichtig und motiviert.
Der „Heiße Stuhl“
Am Vormittag des letzten Trainingstages wird die jeweilige Schulleitung eingeladen, um für etwa 2 Stunden auf dem heißen Stuhl Platz zu nehmen. Im Plenum wurden vorab die wichtigsten Fragen, Kritikpunkte und Verbesserungsvorschläge gesammelt. Ein Moderationsteam übernimmt die Gesprächsleitung und das Interview mit der Schulleitung sowie Ergänzungen und Nachfragen aus dem Publikum. Die Zeit für die Beantwortung ist begrenzt (gelbe Karte nach 3 Minuten), um „Gelaber“ zu vermeiden. Die Antworten werden protokolliert. Oft erweist sich der heiße Stuhl als durchaus komfortables Mobiliar, wenn die Fragen konstruktiv und lösungsorientiert beantwortet oder in der Diskussion voran gebracht werden. Er fördert in jedem Fall eine gleichberechtigte Gesprächskultur. In der Regel wird direkt der nächste Gesprächstermin vereinbart, um Fragen detaillierter zu erörtern oder die Umsetzung von Lösungen weiter zu bringen. Noch besser hat sich ein fester Turnus bewährt, in dem die Schulleitung mit dem Schulsprecher-Team regelmäßige Gespräche führt und die Schulleitung an den SV-Sitzungen (mit allen Klassensprechern) teilnimmt.
SV-Kombi-Erfahrungsaustausch
Auch hier konnten im Vergleich zum 1. Projektjahr Fortschritte verzeichnet werden. Der strukturierte Erfahrungsaustausch mit den Delegierten aller 4 Schulen zeigte auch unterschiedliche Profile der jeweiligen SV-Arbeit auf und verdeutlichte den Bedarf an Austausch über Praxisbeispiele gelungener SV-Aktivitäten. Die Schul-SVen stellten zunächst anhand eines vorab bearbeiteten Fragebogens Arbeitsweisen, Kooperation mit der Schulleitung, gelungene Projekte sowie Stolpersteine ihrer SV-Arbeit vor. Damit kam ein Diskussionsprozess in Gang, der erstmals schulübergreifend für Wetzlar stattfand. Zahlreiche gelungene Projekte wie Verbesserungen der Schulhofgestaltung, Toiletten, Mensa/Cafeteria, Spinde sowie gelungene Angebote wie Beatabend, Flohmärkte usw. zeigten Erfolge der SV-Arbeit auf. Auch die SV-Trainings erfreuten sich hoher Wertschätzung. Als Stolpersteine der SV-Arbeit kristallisierten sich mangelnde Anerkennung durch die Mitschüler, zu wenig Unterstützung durch Klassenlehrer, aber auch mangelnde Motivation Einzelner als Klassensprecher oder im Schulsprecherteam heraus. Auch die Umsetzung von konkreten Planungen und Aktivitäten, wie sie bei den SV-Trainings vereinbart wurden, erfolgte teilweise unbefriedigend.
Beteiligungskonferenz mit den Schulleitungen
Am 2. Tag des Erfahrungsaustausches waren die Schulleitungen der Partnerschulen eingeladen. Die Delegierten der 4 Schulen bereiteten ebenso wie bei den Trainings der Einzelschulen einen Fragen- und Problemkatalog vor, der von einem Moderationsteam mit den Schulleitungen abgearbeitet wurde. Zunächst erhielten die Schulleitungen von „ihrer“ SV ein Feedback zu positiven Aspekten in der Zusammenarbeit. Danach berichteten die Schulleitungen – bereits vorher angefragt – zu ihrer Kooperation mit der SV im Hinblick auf gute Lösungen, Stolpersteine, schulische Probleme und Verbesserungsvorschläge. Seitens der Schulleitungen wurden verschiedene Ausprägungen der schulinternen Kooperation deutlich. Konsens war der Wunsch nach SV-Trainings zur Aktivierung der SV-Arbeit und weiteren schulübergreifenden Kooperationen. Der erstmalige Erfahrungsaustausch der Schulleitungen untereinander wurde als produktiv eingeschätzt und direkt nach der Beteiligungskonferenz in entspannter Runde fortgesetzt.
Ausblick/Schlussfolgerungen
- die Kooperation mit den 4 Partnerschulen wird im neuen Schuljahr 2009/2010 fortgesetzt und vertieft
- die schulinternen SV-Trainings mit allen Klassensprechern finden zwischen September und November 2009 statt
- „Klasse-Klasse-Demokratie-Trainings“ werden 3-tägig für interessierte Klassen der Jahrgangsstufen 5 bis 7 der Partnerschulen fortgesetzt
- eine schulinterne SV-„Halbzeitbilanz“ ist für Februar 2010 geplant
- der SV-Kombi-Erfahrungsaustausch mit den Delegierten der Partnerschulen, den SV-Lehrern und Schulleitungen (Beteiligungskonferenz) findet 2-tägig im März/April 2010 statt
- die Kooperation der 4 Schulen soll anhand eines konkreten gemeinsamen Projektes aller Partner-SVen vertieft und die Gründung eines Stadtschülerrates für Wetzlar geplant werden