
2. Projektjahr
Projekt „Wald und Natur erleben - Natur macht Sinn“
Das Projekt „Wald und Natur erleben“ startete zu Beginn des Schuljahres 2007/08 an der Knüllköpfchenschule Schwarzenborn, einer Grundschule mit aktuell etwas über 40 Kindern in der kleinsten Stadt Hessens. Mit Beginn des Schulhalbjahres 2008/2009 ist die Knüllköpfchenschule organisatorisch an die Berlin-Tiergarten-Schule in Knüllwald-Remsfeld, eine Grund- und Hauptschule, angeschlossen.
Das Projekt ist eingebunden in die Stundentafel der Verbundklasse des 3./4. Schuljahres, in der im Berichtszeitraum 18 Schülerinnen und Schüler (SuS) unterrichtet wurden - jeweils neun SuS in der Klasse 3 und zehn SuS in der Klasse 4. Die Projektstunden fanden im ersten Schulhalbjahr 2008/09 immer montags in der Zeit von 11.40 bis 13.10 Uhr in der 5. und 6. Schulstunde statt. Sie wurden ergänzt durch zwei Projekttage. Im zweiten Schulhalbjahr wurde dieser Rhythmus dahingehend geändert, dass man nun monatlich an einem Projekttag (08:00 - 13:00 Uhr) zusammen kam.
Im zweiten Projektjahr konnte man die personelle Infrastruktur der Projektleitung und -ausführung auf ein tragfähiges Fundament stellen. Sowohl seitens der Waldjugend als auch seitens der Schule war je ein Mitarbeiter über den gesamten Zeitraum kontinuierlich präsent. Dies hat wesentlich zu einer organisatorischen und inhaltlichen Stärkung des Projekts beigetragen.
Im ersten Schulhalbjahr wurde gemeinsam mit den SuS verschiedene Zugänge zum Thema Wald und Natur erörtert und in der Praxis erprobt. Neben naturkundlichen Exkursionen, dem Kennenlernen der regionalen Tier- und Pflanzenwelt, der spielerischen Auseinandersetzung mit dem Lebensraum Wald stand auch wieder das kreative Gestalten mit Naturmaterialien im Mittelpunkt der Projektarbeit. Während dieser Projektphase führte man eine Exkursion mit einem Förster durch, bei der die Frage „Wie und wo kann man Tierspuren erkennen“ (z.B. Fraßspuren, Federn, Gewölle, Trittsiegel und Fährten, Losung und Kot) im Mittelpunkt stand. Ein großes Lagerfeuer beendete diesen Projekttag.
In den Herbstmonaten befasste man sich intensiver mit den Überlebensstrategien einheimischer Tierarten im Winter. In diesem Zusammenhang besuchte man auch einen nahegelegenen Tierpark und nutzte dessen umweltpädagogisches Angebot.
Zudem erhielten alle SuS einen Projektordner „Natur macht Sinn“, der zur Sammlung von Arbeitsblättern und zur Dokumentation der Projektarbeit diente. Die ehemaligen SuS der Klasse 3 führten ihren Ordner weiter. Die neu hinzugekommenen SuS übernahmen die Ordner der entlassenen SuS (ehemals 4. Klasse) und gestalteten sie nach ihren Vorstellungen und Interessen.
Parallel hierzu stimmte man mit der Schulleitung kontinuierlich den organisatorischen Rahmen ab. Darüber hinaus informierte man die Eltern zu Beginn des Schuljahres im Rahmen eines obligatorischen, allgemeinen Elternabends über die anvisierten Projektziele, geplanten Vorhaben und über Beteiligungsmöglichkeiten für interessierte Eltern.
Zum Ende des ersten Schulhalbjahres erhielten dann alle SuS eine qualifizierte Teilnahmebescheinigung, die dem Halbjahreszeugnis beigefügt wurde.
Mit Beginn des zweiten Schulhalbjahres wurde auf Initiative des Projektträgers der zeitliche Rhythmus geändert. Fortan fanden einmal im Monat Projekttage statt. Aufgrund dieser organisatorischen Veränderung ergaben sich größere inhaltliche Gestaltungs- und Handlungsspielräume. Im Hinblick auf das anvisierte Projektziel, der Erprobung non-formaler Lernsettings sowie einer neuen Rhythmisierung des Schulalltages, war und ist diese Umstrukturierung ein Teilerfolg.
Im zweiten Schulhalbjahr stand die Schaffung spielerischer und handlungsorientierter Zugänge zu den Themenkomplexen „Wald - Zwischen Schützen und Nutzen“ und „Natur im Nahraum“ im Mittelpunkt.
Vor diesem Hintergrund führte man folgende Exkursionen und Projektarbeiten durch:
(1) „Tierspuren im Winter“
(2) „Forstwirte bei der Arbeit im Wirtschaftswald“
(3) „Tier- und Pflanzenwelt im Nationalpark Kellerwald-Edersee“.
(4) Pflanzung einer Kulturhecke auf dem Schulgelände.
(5) Anlage eines Kräuterbeetes auf dem Schulgelände und Verwertung der Kräuter im Rahmen einer Koch-AG.
Fazit:
Die bis dato beobachteten und erlebten Unklarheiten und Irritationen bezüglich des Projektsettings (Schule?/Waldjugend?/Projekt?) und die damit verbundenen Störungen im Bereich des sozialen Verhaltens der SuS, konnten im Laufe des 2. Projektjahres weiter abgefedert werden.
Die Übertragung von Verantwortlichkeiten an die SuS kann als kleiner Erfolg gewertet werden. Hingegen sind die anvisierten Partizipationsmöglichkeiten seitens der Kinder (Was wollen wir wann und wie angehen und umsetzen?) nicht immer zielführend, da Absprachen, Klärungen und Entscheidungen aufgrund schwieriger Kommunikationsprozesse in der Projektgruppe mitunter ergebnislos enden oder oft nur einen sehr geringen Verbindlichkeitsgrad besitzen.
In der Projektgruppe bestehen auch Schwierigkeiten hinsichtlich der Reflektionsfähigkeit der SuS (z.B. existieren kaum Vorerfahrungen bzw. kann man nicht an entsprechende schulische Rituale anknüpfen). Auch der Transfers von Projekterfahrungen in den Schulalltag ist kaum zu beobachten bzw. nur sehr marginal möglich, da auch auf dieser Ebene bis dato kein (bekanntes) methodisches Instrumentarium vorhanden ist. Diese wäre noch zu entwickeln und zu etablieren.
Insgesamt ist zu konstatieren, dass die Verzahnung mit der schulischen Stundentafel nicht gelungen ist. Hier besteht nach wie vor Entwicklungspotenzial.